Das Leben der Strandverkäufer

Wer kennt sie nicht, die vielen, meist dunkelhäutigen Verkäufer an Sardiniens Stränden? Kein Tag zu heiß, keine Last zu schwer und keine Antwort gut erholter Touristen zu abweisend. Es ist ein Knochenjob der da verrichtet wird. Ein Job, der das Elend vieler illegaler Emigranten und das Versagen staatlichen Eingreifens mitten im sommerlichen Strandvergnügen sichtbar macht.
Zumeist verbergen sich hinter den Verkäufern und ihren Waren mafiöse Hintermänner, die den illegalen Status der Einwanderer knallhart für ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen ausnutzen. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Strandverkäufer rund 90% seiner Umsätze an die „Organisatoren“ abtreten muss. Auf staatlicher Seite hat man sich dazu entschlossen, dem Unrecht in Form von Aktionismus entgegenzutreten. So gibt es allenthalben Razzien gegen die Händler, die vor allem zum Ziel haben der Markenindustrie zu zeigen wie ernst man es mit dem Bekämpfen von Fälschungen bekannter Labels meint. Die Sinnfrage sei in diesem Zusammenhang erlaubt, weiß man doch von vorneherein ziemlich gut, dass man auf die Strippenzieher im Hintergrund durch solche Aktionen gewiss keinen Zugriff erhalten wird.

Anstand und Respekt sind oberstes Gebot

„Vu compra“, so wurden die fliegenden Bauchladenbetreiber in Anspielung auf ihr Dialekt behaftetes Italienisch bis vor einigen Jahren meist etwas abfällig genannt. Doch das Bild von den feilbietenden Einwanderern und der Umgang mit ihnen hat sich, auch aufgrund vermehrt publik werdender Hintergrundberichte zu ihrem Dasein, gewandelt.
Es tut gut zu sehen, dass viele Einheimische und Touristen mittlerweile auf ihre eigene, pragmatische Art ein kleines Zeichen setzen und auch der gelebten Menschlichkeit einen Platz an der Sonne bieten. Eine „Cola auf’s Haus“ vom Strandbudenbesitzer, ein Espresso an der Bar oder einfach nur ein paar liebe, respektvolle Worte. Auch dies ist Gott sei Dank Alltag in den sardischen Küstenorten geworden und so hat sich im Laufe der Jahre eine Allianz zwischen Einwohnern und Strandverkäufern gebildet, die diesen den Teil ihrer Würde wiedergibt, der ansonsten in der prallen Sommersonne zu verglühen drohte.
Mit einem Schmunzeln im Gesicht, möchte ich zum Abschluss noch diesen sueddeutsche.de-Artikel empfehlen: “Urlauber verteidigen illegale Strandhändler”